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Jugend-Check zum ReferentenentwurfRegierungsentwurf
31. Juli 2025

Finanzierung Deutschlandticket

Entwurf eines Elften Gesetzes zur Änderung des Regionalisierungsgesetzes (Stand 21.07.2025)

Ressort: Bundesministerium für Verkehr (BMV)

Ziel des Gesetzentwurfs

Ziel des Gesetzentwurfs ist die Fortsetzung der Finanzierung des sog. Deutschlandtickets über das Jahr 2025 hinaus bis zum Jahr 2026.Vgl. Entwurf eines Elften Gesetzes zur Änderung des Regionalisierungsgesetzes, 21.07.2025, 1. Bei dem sog. Deutschlandticket handelt es sich um ein im Mai 2023 eingeführtes Ticket, mit dem der öffentliche Personennahverkehr bundesweit genutzt werden kann.

Zusammenfassung möglicher Auswirkungen

Das Kompetenzzentrum Jugend-Check hat folgende mögliche Auswirkungen identifiziert:

  • Die Finanzierung des Deutschlandtickets soll über das Jahr 2025 hinaus bis einschließlich 2026 sichergestellt werden. Für das Kalenderjahr 2026 soll den Ländern 1,5 Milliarden Euro gewährt werden, um die finanziellen Ausfälle durch das Deutschlandticket zu kompensieren (§ 9 Abs. 2 S. 1 und 4 RegG). Dies kann dazu beitragen, dass junge Menschen auch weiterhin einfacher über die Tarifgrenzen der Nahverkehrsverbünde hinaus mobil sein können. Denn eine fehlende oder nicht ausreichende Finanzierung des Deutschlandtickets könnte zu einer Einstellung oder starken Verteuerung des Tickets führen. Das Deutschlandticket trägt dazu bei, junge Menschen vor finanzieller Mehrbelastung zu schützen, die sie ohne das Ticket tragen müssten, etwa um Tickets verschiedener Verkehrsverbünde zu kaufen.
  • Die Höhe des für das Deutschlandticket zu entrichtenden Entgelts soll künftig nicht mehr gesetzlich fixiert sein (§ 9 Abs. 2 S. 1 RegG). Der Wegfall der gesetzlichen Fixierung des Preises könnte dazu führen, dass Preise in Zukunft ggf. noch höher ausfallen oder noch leichter erhöht werden könnten. Auch wenn das Deutschlandticket schon jetzt mit 59 Euro pro Monat über der im Gesetz festgelegten Höhe von 49 Euro liegt, könnte dies dazu führen, dass das Deutschlandticket für bestimmte Gruppen junger Menschen – zum Beispiel Auszubildende oder Studierende – in Zukunft nicht mehr erschwinglich ist und folglich auch nicht mehr genutzt werden könnte.

Betroffene Gruppen junger Menschen

Betroffen sind in der für den Jugend-Check relevanten Altersgruppe junge Menschen bis 27 Jahre, die den öffentlichen Nahverkehr bereits nutzen, zum Beispiel im Rahmen ihrer Freizeitgestaltung. Junge Menschen zwischen 20 und 29 Jahren nutzen den öffentlichen VerkehrDarunter fallen nach der in der vorliegenden Studie genutzten Definition alle öffentlichen Verkehrsmittel inklusive Fernverkehrszüge und Busse. Siehe dazu: Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, Mobilität in Deutschland. Ergebnisbericht. (Bonn, 2018), 132. durchschnittlich für 17 Prozent ihrer Wegstrecken, bei den 10- bis 19-Jährigen sind es 23 Prozent und damit mehr als in allen anderen Altersgruppen.Vgl. Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, Mobilität in Deutschland. Ergebnisbericht., 50. Spezifisch betroffen könnten junge erwachsene Frauen sein, die den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) häufiger als männliche junge Erwachsene nutzen.Vgl. Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, Mobilität in Deutschland. Ergebnisbericht., 52. Auch sind junge Menschen betroffen, die bisher den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) nicht nutzen, beispielsweise aus Kostengründen.

Jugendrelevante Auswirkungen

Fortsetzung einer finanziellen Grundlage des Bundes für ein deutschlandweites Nahverkehrsticket

§ 9 Abs. 1 S. 2, Abs. 2 S. 1 und 4 RegG

Wie bereits für die Kalenderjahre 2023 bis 2025 soll den Ländern auch für das Kalenderjahr 2026 ein Ausgleich i.H.v. 1, 5 Milliarden Euro gewährt werden, um die durch die Einführung und Umsetzung des sog. Deutschlandtickets entstandenen finanziellen Ausfälle zu kompensieren, vgl. § 9 Abs. 2 S. 1 und 4 Regionalisierungsgesetz (RegG). Auf diese Weise soll die Finanzierung des Deutschlandtickets über das Jahr 2025 hinaus bis einschließlich 2026 sichergestellt werden.Entwurf eines Elften Gesetzes zur Änderung des Regionalisierungsgesetzes, 1.

Darüber hinaus soll die Höhe des für das Deutschlandticket zu entrichtendem Entgelts künftig nicht mehr gesetzlich fixiert sein, vgl. § 9 Abs. 2 S. 1 RegG.

Die Fortsetzung der Finanzierung des Deutschlandtickets durch Ausgleichszahlungen des Bundes bis einschließlich 2026 kann dazu beitragen, dass junge Menschen auch weiterhin einfacher über die Tarifgrenzen der Nahverkehrsverbünde hinaus mobil sein können. Denn ein fehlender oder nicht ausreichender finanzieller Ausgleich des Bundes zur Finanzierung des Deutschlandtickets könnte zu einer Einstellung oder starken Verteuerung des Tickets führen Die Nutzung des Deutschlandtickets kann gerade für junge Menschen, die an Tarif- oder Bundeslandgrenzen wohnen, wichtig sein. Denn durch das Deutschlandticket müssen sie nicht mehr mehrere Fahrkarten verschiedener Verkehrsverbünde kaufen. Mit der Verlängerung der Finanzierung kann es daher für junge Menschen auch künftig einfacher sein, z.B. Freizeitangebote über diese Grenzen hinweg wahrzunehmen. Auch soziale Beziehungen könnten sich über Tarifgrenzen hinweg leichter aufrechterhalten lassen. Das Deutschlandticket kann es jungen Menschen ermöglichen, weniger auf ihre Eltern oder andere Bezugspersonen mit einem Auto angewiesen zu sein, damit diese sie z.B. zu Sportangeboten oder zum Besuch von Freundinnen fahren. Dies könnte ihre Möglichkeiten der Selbstbestimmung insgesamt stärken und zu ihrer Verselbstständigung beitragen.

Besonders junge Menschen, welche nicht (mehr) auf Vergünstigungen z.B. für Schülerinnen und Schüler oder Studierende zurückgreifen können und ohne das Deutschlandticket eine Monatskarte zum regulären Preis beziehen müssten, könnten durch die Fortsetzung der Ausgleichszahlungen des Bundes zur Finanzierung des Deutschlandtickets finanziell entlastet werden. Auch junge Menschen, die an den Übergängen von Verkehrsverbünden wohnen und derzeit für viel Geld mehrere Verbundfahrkarten kaufen müssen, könnten vor einer finanziellen Mehrbelastung geschützt werden, die ohne das Deutschlandticket entstehen könnte. Denn junge Menschen haben oft weniger Geld zur Verfügung als andere Altersgruppen und können auf geringere Ersparnisse zurückgreifen.Vgl. Bettina Theek und Michael Brey, Jugend. Vorsorge. Finanzen. Das Magazin zur Jugendstudie 2022. (MetallRente, 2022), 18; Vgl. Schwäbisch Hall, Vermögen nach Alter: In welcher Altersstufe wie viel Eigenkapital? (o. J.), https://www.schwaebisch-hall.de/finanztipps/junge-leute/vermoegen-mit-30.html Das durchschnittliche Vermögen nach Altersgruppe in Deutschland, letzter Abruf: 28.07.2025.

Durch die Fortsetzung der Finanzierung des Deutschlandtickets könnte ferner besonders die Mobilität junger Frauen weiter gefördert werden. Denn sie nutzen als junge Erwachsene öffentliche Verkehrsmittel häufiger als junge Männer.Vgl. Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, Mobilität in Deutschland. Ergebnisbericht., 52. So nutzen im Jahr 2017 in der Altersgruppe 20 bis 29 Jahre junge Frauen den öffentlichen Verkehr für ca. 30 Prozent ihrer Wegstrecken, bei den jungen Männern sind es nur ca. 20 Prozent.Vgl. Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, Mobilität in Deutschland. Ergebnisbericht., 52; eigene Berechnungen. Junge Frauen besitzen zudem seltener als junge Männer einen FührerscheinVgl. Tobias Kuhnimhof u. a., Veränderungen im Mobilitätsverhalten zur Förderung einer nachhaltigen Mobilität. Abschlussbericht (Umweltbundesamt, 2019), 71. und sind damit vermehrt auf den ÖPNV angewiesen. Die bereits genannten möglichen Auswirkungen der Einführung des 49-Euro-Tickets auf die Verselbstständigung sowie die finanzielle Entlastung junger Menschen könnten sich daher auf junge volljährige Frauen verstärkt auswirken.

Für die meisten jungen Menschen dürfte der Preis des Deutschlandtickets eine zentrale Zugangshürde darstellen. Der Preis des Deutschlandtickets soll künftig aber nicht mehr gesetzlich festgeschrieben sein. Auch wenn der Preis seit Januar 2025 mit 59 Euro pro Monat schon jetzt über der im Gesetz festgelegenen Zahl liegt, könnten Preise in Zukunft ggf. noch höher ausfallen oder leichter erhöht werden. Dies könnte dazu führen, dass das Deutschlandticket für bestimmte Gruppen junger Menschen – zum Beispiel Auszubildende oder Studierende – in den Folgejahren nicht mehr erschwinglich ist und folglich auch nicht mehr genutzt werden könnte.

Anmerkungen und Hinweise

Junge Menschen in ländlichen Räumen profitieren ggf. im Alltag ungleich weniger von der Fortsetzung der Finanzierung des Deutschlandtickets. Zwar nutzen Jugendliche im ländlichen Raum noch häufig öffentliche Verkehrsmittel,Vgl. für die Altersgruppe 15 bis 17 Jahre ADAC e.V., ADAC Monitor „Mobil auf dem Land“. Gesamtbericht 26.11.2018. (2018), 77, https://www.adac.de/-/media/pdf/motorwelt/adac-umfrage-mobil-auf-dem-land.pdf, letzter Abruf: 28.07.2025. dies ist jedoch meist auf die Nutzung eines Schulbusses zurückzuführen.Vgl. Melanie Herget und Claudia Nobis, „Mobilität in ländlichen Räumen. Betrachtungen aus Sicht der Verkehrswende und der Gleichwertigkeit von Lebensverhältnissen“, Internationales Verkehrswesen 72, Nr. 4 (2020): 42. Dies ändert sich mit dem Führerscheinerwerb, sodass junge Erwachsene zwischen 18 und 24 Jahren auf dem Land deutlich weniger mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind, als diejenigen mit Lebensmittelpunkt in Groß- und Mittelstädten.Vgl. Kuhnimhof u. a., Veränderungen im Mobilitätsverhalten zur Förderung einer nachhaltigen Mobilität. Abschlussbericht, 92. Dies könnte auf das geringere Angebot an ÖPNV zurückzuführen sein.

Quellen

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